4. PM Bau Symposium – ein Rückblick

Kostenmanagement stand im Mittelpunkt des letzten PM Bau Symposiums am 18.Juni 2009, das die Bau- und Infrastrukturbranche zu einem interessanten Informations- und Erfahrungsaustausch anzog. Kostenüberschreitungen bei Großprojekten, hohe Einsparungsvorgaben bei Infrastrukturprojekten und eine verstärkte Diskussion über Folgekosten im Zuge der Nachhaltigkeitsdiskussion prägen das Bild des Bauwesens in der Öffentlichkeit. Mit diesem Symposium wurde versucht auf die vielen in der Praxis noch offenen Fragen Lösungsansätze und Antworten zu finden.

Das 4. PM Bau Symposium schloss an die Erfolge der vorangehenden an und antwortete mit der Themenwahl auf die Herausforderungen denen die Baubranche mit der Forderung nach Kostenoptimierung in allen Bereichen ausgesetzt ist. In den Vorträgen wurden Ansätze zur Kostensteuerung als Werkzeug für die Beherrschung der Kosten vertieft, Ideen für Kostenoptimierungsmöglichkeiten während der Bauphase präsentiert und Lösungsmöglichkeiten für die Bewertung von Lebenszykluskosten diskutiert. Das Publikum aus ca. 250 Fachleuten konnte nicht nur interessante neue Inputs mitnehmen sondern in den weiterführenden Diskussionen auch Erfahrungen austauschen und ausreichend das persönliche Netzwerk pflegen und auswerten.

Dipl.-Ing. Peter Scherer [Geschäftsstelle Bau] hob in seiner Begrüßung die Aktualität des Themas hervor und verband die Veranstaltung mit dem Auftrag der Wirtschaftskammer zur Wissensvermittlung und der führenden Rolle als Anbieter bauspezifischer Bildung. Das Symposium sieht er dabei auch als Plattform zum Erfahrungsaustausch, wo Best Practice Beispiele mit neuen Lösungsansätzen diskutiert werden, besonders in einer Zeit wo der entscheidende Wettbewerbsvorteil für die Zukunft in der Verbesserung der Mitarbeiterqualifikation liegt. Zurückkommend auf das Veranstaltungsthema betont er wie wichtig es ist im Sinne der Lebenszykluskosten Planungen zu Ende zu denken und die Herausforderungen des steigenden Kostendrucks nachhaltig zu lösen.

Professionelle Kostenplanung und Kostensteuerung

Dipl.-Ing. Andreas Gobiet [Gobiet & Partner ZT GmbH] leitete durch den Vormittag, der dem interessierten Publikum Wege zu professioneller Kostenplanung und Kostensteuerung aufzeigte.

Zu Beginn wurden von Dipl.-Ing. Dr. Thomas Mathoi [Dr. Thomas Mathoi | Bauprojektmanagement] die theoretischen Grundlagen zur Kostenverfolgung im Hochbau vorgestellt. Er zeigte dabei, die Zusammenhänge zwischen der Verfolgung der Kosten, der Kostenplanung und der Kostenfeststellung auf. Die Verfolgung der Kosten ist als Bestandteil des Baukostenmanagements eine wichtige Aufgabe für Auftraggeber, Projektmanager und Planer. Sie begleitet als durchgängiger Prozess alle Phasen der Objekterrichtung – von der
Planung über die Ausführung bis zum Projektabschluss. Im Vortrag wurde der Schwerpunkt auf die planungs- und ausführungsbegleitende Kostenverfolgung gelegt und neben den zugehörigen Arbeitsschritten auch Werkzeuge zur Unterstützung der Kostenverfolgung vorgestellt.

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Hans Lechner [TU Graz] schloss an die Ausführungen des Vorredners an unter dem Aspekt der vertieften Kostenkontrolle bei Großprojekten. Er beschäftigte sich in seinem Vortrag mit Strukturmodellen zur Verbesserung der Prognosesicherheit. Besonders bei Großprojekten stehen zu Beginn festgelegte Budgets einer laufenden Detaillierung der Planung gegenüber. Mithilfe eines durchgängigen Prognosemodells sollen dem Besteller eine hinreichende Kostensicherheit gegeben werden und gleichzeitig besonders die kostenmäßigen Auswirkungen von Änderungen transparent dokumentiert und kommuniziert werden können.

Kostenoptimierung - Kosteneinsparung

Den Block 2 mit dem Schwerpunktthema der Kostenoptimierung und Kosteneinsparung leitete FH-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Rainer Stempkowski [FH JOANNEUM] ein. Er stellte die laufende Kostenoptimierung bei Bauprojekten als eine der großen aktuellen Herausforderungen des Projektteams und aller Projektbeteiligten vor. In seinem Vortrag zeigte er auf, wie die Kostenoptimierung im Planungsprozess initiiert und umgesetzt werden kann und wie Chancenmanagement zur strukturierten Identifikation und Bewertung von Optimierungspotential verwendet werden kann. Den direkten Bezug zur Praxis stellte er mit der Vorstellung der erfolgreichen Umsetzung von Kostenoptimierung im Rahmen von Effizienzsteigerungsprogrammen her.

Die Ausführungen des Vorredners wurden von Dipl.-Ing. Dr. Hubert Hager [ÖBB-Infrastruktur Bau AG] und Dipl.(HTL) Ing. Franz Hujber, MSc [ÖBB-Infrastruktur Bau AG] mit einem weiteren Umsetzungsbeispiel aus der Praxis unterstrichen. In der ÖBB-Infrastruktur Bau AG wurde unmittelbar nach Genehmigung des Rahmenplanes 2007–2012 das Effizienzsteigerungsprogramm zur Umsetzung von Kosteneinsparungen im Sinne des Regierungsprogramms gestartet. Die beiden sprachen über die positiven Erfahrungen in der Umsetzung des Effizienzsteigerungsprogrammes als fest integrierten Bestandteil der laufenden Projektabwicklungen innerhalb der ÖBB-Infrastruktur Bau.

Der Beitrag von Dipl.-Ing. Martin Pöcheim [ASFINAG BMG] und Dipl.-Ing. Alexander Walcher [ASFINAG BMG] spannte den Bogen von der Schieneninfrastruktur zur Straßeninfrastruktur und berichtete über die praktischen Erfahrungen mit Effizienzsteigerung im Spannungsfeld zwischen ökonomischen, ökologischen und sozialen Aspekten. Rahmenbedingungen wie die Forderungen aus dem aktuellen Regierungsprogramm, der konjunkturbedingte Rückgang des Lkw-Verkehrs am hochrangigen Streckennetz der ASFINAG und der damit verbundene Rückgang an Mauterlösen sowie die gleichzeitige Notwendigkeit der Beschleunigung möglichst beschäftigungsintensiver Projekte verleihen der Diskussion um die Effizienz von Maßnahmen neue Dynamik. Der Schwerpunkt wurde im Vortrag vor allem auf den Bereich der Vorbereitung von kostenintensiven Neubauprojekten gelegt. Dass dabei projektspezifische Maßnahmen gleichermaßen wichtig sind wie organisatorische wurde mit Anwendungsbeispielen aus der aktuellen Planungstätigkeit und der Verknüpfung dieser Erfahrungen mit Hilfe von Wissensmanagement dem Publikum eindrucksvoll dargestellt.

Lebenszykluskosten im Hochbau

Den ersten Nachmittagsblock leitete FH-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Rainer Stempkowski [FH JOANNEUM] mit dem Hinweis ein, dass das Thema Lebenszykluskosten vor allem bei Bauherrn noch in den Kinderschuhen steckt und das Bewusstsein vielfach erst entstehen muss.

Dipl.-Ing. Dr. Helmut Floegl [Donau Universität Krems] konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die Möglichkeiten der Modellierung von Lebenszykluskosten. Die in den sechziger und siebziger Jahren bis heute errichteten Gebäude haben immer höhere Folgekosten und eine immer kürzere wirtschaftliche Nutzungsdauer im Vergleich zu Gebäuden aus der Gründerzeit. Um diesen Trend umzukehren empfiehlt Floegl in seinem Vortrag den Einsatz von Lebenszyklus-Prognosemodellen als unverzichtbaren Bestandteil in der Planung zukünftiger Gebäude. Dabei wird sich mit dem laufenden Einsatz und einer wachsende Menge an Ergebnissen die Treffsicherheit der Prognosen kontinuierlich verbessern.

Die Grundlagen für die Lebenszykluskostenrechnung haben Dipl.-Ing. Wolfgang Gollner [FH JOANNEUM] und Ing. Mag(FH) Emanuel Stocker [Hochschule Kufstein] in einem Forschungsprojekt in Kooperation mit fünf österreichischen Fachhochschulen beleuchtet. Die Lebenszykluskostenrechnung berücksichtigt alle anfallenden Kosten in der Lebensdauer eines Gebäudes. Sie soll als Werkzeug für Projektverantwortliche dienen um die wesentlichen Entscheidungen in der Planungsphase auch im Hinblick auf die Lebenszykluskosten treffen zu können. In ihrem Vortrag machten sie bewusst, dass oftmals der bestehende und steigende Kosten- und Termindruck für die Herstellung Potentiale zur langfristigen Kostenoptimierung unberücksichtigt lässt. Für eine erfolgreiche Umsetzung sehen sie eine einheitliche Vorgangsweise bei der Berechnung und umfangreiche Kennwerte als unabdingbar.

Die Grundlagen für den Vortrag zur Optimierung der Lebenszykluskosten sammelte Mag. Andreas Karg, MSc [Rhomberg Bau GmbH] aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Untersuchungen sowie Aufzeichnungen von Immobilieneigentümern bzw. Liegenschaftsverwaltern. Sie erbringen den Nachweis, dass die laufenden Betriebskosten eines Bürogebäudes rund viermal so hoch sind als die reinen Investitionskosten. In seinem Vortrag zieht Karg den Umkehrschluss und folgert, dass einer Reduzierung der Betriebskosten um lediglich zehn Prozent geringere Bau- und Investitionskosten von vierzig Prozent gegenüberstehen. Karg ist klar, dass vierzig Prozent geringere Baukosten ein Ding der Unmöglichkeit sind, aber eine Optimierung der Betriebskosten um zehn Prozent ist seiner Ansicht nach im Bereich des Möglichen. Dem interessierten Publikum präsentierte er dazu anwendungsorientierte Lösungsansätze.

Lebenszykluskosten im Infrastrukturbereich

Den letzten Themenblock führte Dipl.-Ing. Dr. Eva-Maria Eichinger-Vill [BMVIT] mit ihrem Überblick über Lebenszykluskosten als Basis für Kosteneffizienz und Nachhaltigkeit im Brückenbau an. Sie betonte dabei den Stellenwert den die Lebenszykluskostenbetrachtung vor allem im Brückenbau haben, da die Nutzungsdauer vor allem auch vom optimalen Zeitpunkt der Instandhaltungsmaßnahmen abhängt.

Die Fachvorträge schloss Univ.-Ass. Dipl.-Ing. Andreas Jurecka [TU Wien] in dem er mit seiner Darstellung der Lebenszykluskostenberechnung von Brücken an das Thema der Vorrednerin anknüpfte. Im Rahmen einer Studie wurde ein einheitliches für alle Beteiligte, wie Betreiber, potentielle Bieter und Planer, anwendbares Werkzeugs für die Berechnung der Lebenszykluskosten und der wirtschaftlichen Ablösung einer Brücke geschaffen. Dem Publikum wurde ein einfach zu verwendendes Programm präsentiert, mit dem die Berechnungen durchgeführt und die Ergebnisse und zugehörigen Grafiken dargestellt werden können.

Ausblick 5. PM BAU Symposium

Die Symposiums-Reihe der Veranstalter Netzwerk Bau mit der Geschäftsstelle Bau der Wirtschaftskammer Österreich, BAUAkademie, den Hochschulen TU Wien, TU Graz, FH JOANNEUM wird am 9. Juni 2011 in Wien weitergeführt mit dem Schwerpunktthema Life Cycle Management.